Rubrik: Filme

Die Wonder Boys

Die Wonder Boys ist ein Film des US-amerikanischen Regisseurs Curtis Hanson aus dem Jahr 2000. Die Komödie basiert auf dem gleichnamigen Roman des amerikanischen Autors Michael Chabon und wurde in Assoziaton mit u. a. Paramount Pictures von Scott Rudin und Curtis Hanson produziert.

Grady Tripp ist ein festangestellter Englischprofessor für kreatives Schreiben an einem College in Pittsburgh, im Osten der USA. Mit seinen fünfzig Jahren hat er bis dato ein Buch veröffentlicht. Der Roman Die Tochter des Brandstifters fand bei US-amerikanischen Kritikern großen Beifall und wurde mit dem renommierten PEN/Faulkner-Preis ausgezeichnet. Seither arbeitet Grady vergeblich daran den Erfolg sieben Jahre zuvor zu wiederholen und sich nicht den Stempel als ausgebrannter Autor aufdrücken zu lassen. Gradys Folgewerkt ist jedoch auf über 2600 Seiten angewachsen und immer noch nicht fertig gestellt. Privat macht der Professor gerade eine kleine Krise durch, nachdem sich seine junge Ehefrau Emily nach mehreren Trennungsversuchen endgültig aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen ist. Den Schicksalsschlag therapiert er mit dem Konsum von Haschisch, als er am Wochenende des Wordfests, einer mehrtägige literarischen Veranstaltung, zur Eröffnungsfeier in das Haus der Kanzlerin des Colleges, Sara Gaskall, und ihres Ehemannes, eingeladen wird.

Mit Sara verbindet ihn eine lange andauernde heimliche Affäre und auf der Party eröffnet sie Grady, von ihm schwanger zu sein. Sara schlägt ihm vor, dass beide ihre derzeitigen Lebenspartner verlassen und eine gemeinsame Zukunft beginnen, doch Grady ist uneins diesen Entschluss zu treffen. Ein weiteres Problem stellt für Grady Terry Crabtree dar. Der bisexuelle Lektor, der vor Jahren an der Veröffentlichung von Gradys erfolgreichem Roman beteiligt war, kommt in die Stadt um sich nach den Fortschritten des zweiten Romans zu erkundigen. Begleitet wird Crabtree von einem Transvestiteten namens Miss Antonia Sloviak, den er kurz zuvor auf dem Flug von New York City nach Pittsburgh kennen gelernt hat. Ein weiteres Problem stellt die attraktive Studentin Hannah Green dar, die mehr als nur Sympathie für ihren Literaturprofessor empfindet.

Als Grady im Garten des Gaskells sich seinem Hasch fröhnt, trifft er auf James Leer, einen seiner Studenten. Leer gilt als talentierter Schriftsteller, hat jedoch durch seine erfolgreich vorgetragenen Geschichten viele Neider und nimmt die Rolle eines Außenseiters am College ein. Außerdem ist er ein begeisterter Cineast und kennte alle Selbstmorde berühmter Schauspieler auswendig. James überrascht Grady mit der Tatsache, dass er eine Schusswaffe besitzt. Diese stammt angeblich von seiner Mutter, die sie in einer Spielhalle in Baltimore gewann, während sie dort eine katholische Schule besuchte. Sie dient ihm als Glücksbringer, wie er Grady erzählt. Der Professor versucht den chronisch unter Melancholie leidenden Studenten aufzumuntern und führt ihn heimlich in das Schlafzimmer der Gaskells, wo Saras Ehemann ein original Kostüm von Marilyn Monroe aufbewahrt, dass sie zu ihrer Hochzeit mit Joe DiMaggio getragen hat. James ist von dem Anblick gerührt und bricht in Tränen aus, während Grady von dem blinden Hund von Professor Gaskell im Treppenhaus angegriffen wird. Der Hund beißt dem Literaturprofessor ins Bein, worauf ihn James aus Notwehr mit seiner Waffe erschießt.

Um den Tod des Hundes zu vertuschen, laden sie das tote Tier in den Kofferraum von Gradys Wagen. Auf den Schreck genehmigt sich der Literaturprofessor Kodein und animiert seinen Studenten auch etwas davon zu nehmen. James Leer ist nach seinem ersten Konsum von Drogen sehr benommen und stört mit andauernden Gelächter eine Rede des Ehrengastes Q, einem angesehenen Schriftsteller, der alle 18 Monate einen Bestseller veröffentlicht. Auch Grady Tripp zollt der langjährige Drogenkonsum während dem Beiwohnen der Rede seinen Tribut ab. Er verlässt den Hörsaal und fällt im Flur, wie schon desöfteren in der Vergangenheit, in Ohnmacht. Als er nach kurzer Zeit wieder aufwacht, trifft er auf Sara Gaskell. Grady versucht ihr den Tod ihres Hundes schonend beizubringen, doch Sara missversteht ihn und glaubt, dass Tripp seine Frau Emily nicht verlassen will. Tatsächlich wagt es Grady keine Entscheidung zu treffen, obwohl eine gemeinsame Zukunft in greifbarer Nähe wäre.

Während Grady Crabtrees exzentrische Bekanntschaft nach Hause fährt, erfährt er von den Problemen seines Lektors. Der letzte berufliche Erfolg von Crabtree liegt fünf Jahre zurück, in New York wird über ihn gespottet und es soll ihm angeblich bald gekündigt werden. So ist Crabtree nach Pittsburgh gekommen, da er mit Gradys neuem Buch glaubt wieder Erfolg zu haben und so auch seinen Job im Verlag behalten zu können. Während Grady, Crabtree und der völlig weggetretene James noch einen Ausflug in eine Bar machen, ergehen sich Grady und Crabtree dort in wilden Gedankenspielereien. Einem Afroamerikaner mit Perücke drehen sie allein vom Sehen her eine erfundene Biografie an und nennen ihn Vernon. Als die drei zusammen mit Q in Gradys 1966er Ford Galaxie aufbrechen wollen, werden sie von Vernon aufgehalten, der felsenfest behauptet er wäre der rechtmäßige Besitzer von Gradys Wagen, können diesen jedoch abschütteln. Als sie zurückkehren um James verlorenen Rucksack aus dem Hörsaal des Colleges zurückzuholen, muss Grady feststellen, dass darin ein Manuskript zu James ersten Roman Die Liebesparade enthalten ist. Als er zurück kommt sind Craptree, James und Q mit Gradys Wagen verschwunden und er muss vom seltsamen Hausmeister des Colleges nach Hause gefahren werden, wo er den schlafenden James auf seiner Couch vorfindet, sowie Marilyn Monroes Jacke, die der angehende junge Bestsellerautor aus dem Tresor der Gaskells entwendet hat.

Die nächsten Stunden werden für Grady zur Farce. Er versucht seinen endlosen Roman zu beenden um die berufliche Zukunft seines Lektors zu sichern, sowie mehr über James Leer herauszufinden und ihn vor der Polizei zu bewahren, die von den Gaskells eingeschaltet wurden, die mittlerweile das Verschwinden der Jacke Marilyn Monroes aus ihrem Haus bemerkt haben. Der exzellente Student erfindet stets neue fiktive Lebensgeschichten und es ist schwierig für Grady herauszufinden, wo ein Körnchen Wahrheit in James Erzählungen zu finden ist. Schließlich findet Grady heraus, dass James Sohn eines reichen Ehepaares aus dem noblen Pittsburgher Vorort Sewickley Heights ist. Bei einem Besuch im Elternhaus von Emily, stellt er fest, dass er seine junge Ehefrau nie wirklich gekannt hat und wird von seiner Studentin Hannah über das große Manko seines Lebens aufgeklärt. Grady hat es versäumt in seinem Leben Entscheidungen zu treffen, was sein endloser Roman voller unnützer Details beweist. Der abgehalfterte Literaturprofessor stellt sich seiner großen Lebenslüge und verschenkt Marilyns Jacke an eine schwangere Kellnerin. Er gesteht außerdem seinen Vorgesetzten, dass er in seine Frau verliebt ist. Zwar wird Grady gefeuert, doch beginnt er eine gemeinsame Zukunft mit der schwangeren Sara und schwört den Drogen ab, die ihn durch einen gefährlichen Ohnmachtsanfall fast das Leben gekostet hätten. Er beginnt die Erfahrungen des verrückten Wochenendes in einem Buch zu verarbeiten. James verbringt eine Nacht mit Crabtee, der seinen Roman veröffentlicht und ihm vor dem Gefängnis und einem Rausschmiss aus dem College bewahrt. Am Ende des Wordfests James Leer als einer der wenigen Studenten gefeiert, die für ihren Romanerstling einen Verleger gefunden haben und verbeugt sich vor dem Applaus zollenden Publikum.

Entstehungsgeschichte

Die Wonder Boys basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michael Chabon. Das Werk ist autobiographisch gefärbt und entstand aus seiner Arbeit zum nie realisierten Roman Fountain City, der über eine Baseball-Mannschaft in Nevada handeln sollte. Chabon beschloss diese Erfahrung in einem Roman zu verarbeiten. Die Wonder Boys wurde von dem etablierten Drehbuchautoren Steven Kloves für die Leindwand adaptiert. Regisseur Curtis Hanson, der nach Filmen wie Die Hand an der Wiege oder L.A. Confidential, einen leichteren und amüsanteren Stoff verfilmen wollte, bekam Kloves Drehbuch zu lesen, war von den Figuren beeindruckt und konnte sich mehrere Lacher während des Lesens nicht verkneifen. Daraufhin schickte Produzent Scott Rudin Schauspieler Michael Douglas das Drehbuch. Als großter Fan des Drehbuchautors von u. a. Die fabelhaften Baker Boys (1989), beschloss Douglas die Hauptrolle zu übernehmen, der sich zu diesem Zeitpunkt nach einem leichteren, albernen Projekt sehnte, das mehr Spaß mache, so Douglas.

Die Dreharbeiten fanden ausnahmslos in und um Pittsburgh statt. Die College-Szenen wurden an der renommierten Carnegie-Mellon University realisiert, einer der wenigen Universitäten, die in den USA einen Bachelor of Arts im Fach kreatives Schreiben vergeben. Das Haus von Literaturprofessor Grady Tripp fand die Filmcrew im Stadtviertel von Friendship, in dem für die Dreharbeiten zwei Wochen lang vier Häuserblocks abgesperrt wurden. Weitere Dreharbeiten fanden am Pittsburgh International Airport in Downtown Pittsburgh und in zwei Bars statt, die in Die Wonder Boys den Hi-Hat Club darstellen, die Lieblingsbar des Protagonisten.

Schwierigkeiten beim Dreh zu Die Wonder Boys machte der Filmcrew das Wetter. Der Film, der von Februar bis April 1999 gedreht wurde, stand ganz im Zeichen eines verfrühten Frühlingsanfangs. So war eine spezielle Crew damit beschäftigt, die Umgebung mehrerer Drehorte mit einer biologisch abbaubaren weißen Masse als Schneeersatz zu versehen, während Botaniker die Frühlingsgewächse hinter einer Wand von eigens antransportierten Nadelbäumen versteckten.

Rezeption

Curtis Hansons als ernste Komödie titulierter Film wurde von den Kritikern überwiegend positiv aufgenommen, konnte aber nicht an den Erfolg seines vorherigens Werkes L.A. Confidential heranreichen. Der Film feierte am 23. Februar 2000 in den USA seine Premiere und kam einen Tag später regulär in die nordamerikanischen Kinos. In Deutschland erschien der Film mehr als 9 Monate später, am 2. November 2000. Die Wonder Boys nahm bei geschätzten 35 Mio. US-Dollar Produktionskosten allein in den USA nur 19 Mio. US-Dollar und galt als finanzieller Misserfolg. Vor allem in der Gunst der Kritiker stand Hauptdarsteller Michael Douglas, der sich als ehemals erfolgreicher Romanautor und kiffender Literaturprofessor mit mehreren Filmpreisen ausgezeichnet wurde, sowie die Filmmusik die mit mehreren Songs des US-amerikanischen Künstlers Bob Dylan aufwartete, inklusive seiner damals neuen Komposition Things Have Changed.

Kritiken

Anekdoten

Auszeichnungen

Die Wonder Boys war 2001 bei der Oscar-Verleihung für drei Academy Awards nominiert, gewinnen konnte aber nur Bob Dylans Filmsong Things Have Changed. Dylan, der sich z. Zt. der Preisverleihung auf einer Tour durch Deutschland befand, performte den Song und erfuhr von seinem Sieg live via Satelliten-TV. Er nahm seinen gewonnenen Academy Award auf seine Tour mit und plazierte ihn während der Konzerte auf seinem Mundharmonika-Verstärker.

Michael Douglas wurde für seinen uneitlen Part als abgehalfterter Literaturprofessor 2001 mit Nominierungen für den Golden Globe und den britischen Filmpreis BAFTA als bester Hauptdarsteller geehrt, sowie u. a. von der Kritikervereinigung von Los Angeles ausgezeichnet. Frances McDormand wurde für ihre Darstellung der schwangeren Geliebten Michael Douglas' und für ihre Leistung in Cameron Crowes Film Almost Famous - Fast Berühmt von den Kritikervereinigungen von Florida und Los Angeles als beste Nebendarstellerin prämiert. Mit dem Preis als bester Nebendarsteller wurde Tobey Maguires Leistung als mysteriöser Literaturstudent James Leer prämiert, den er sich zusammen mit Jeffrey Wright (Shaft) teilte.

Oscar 2001

Nominiert in den Kategorien

BAFTA-Award 2001

Nominiert in den Kategorien

Golden Globe 2001

Nominiert in den Kategorien

Weitere

Boston Society of Film Critics Awards 2000

Broadcast Film Critics Association Awards 2001

Chicago Film Critics Association Awards 2001

Nominiert in den Kategorien

Florida Film Critics Circle Awards 2001

GLAAD Media Awards 2001

Golden Satellite Awards 2001

Nominiert in den Kategorien

Grammy 2001

L.A. Outfest 2001

Las Vegas Film Critics Society Awards 2000

Nominiert in den Kategorien

London Critics Circle Film Awards 2001

Nominiert in den Kategorien

Los Angeles Film Critics Association Awards 2000

Online Film Critics Society Awards 2001

Nominiert in den Kategorien

Southeastern Film Critics Association Awards 2001

Toronto Film Critics Association Awards 2001

USC Scripter Award 2001

Writers Guild of America 2001

Literatur