Rubrik: Poppers

Poppers

Poppers (Mehrzahl, von englisch to pop = knallen) ist eine Slang-Sammelbezeichnung für eine Gruppe flüssiger und kurzfristig wirksamer Drogen. Der Name rührt von dem Geräusch des Öffnens (Knallen) der Glasampullen (zur Inhalation bei Angina pectoris) her, in denen die Substanzen früher erhältlich gewesen sind.

Poppers bestehen aus Amylnitrit, Butylnitrit, Isobutylnitrit oder Mischungen der drei Stoffe und werden unter der Bezeichnung "Room Odorizer" (Raum-Bedufter) vertrieben. Sie haben eine stark gefäßerweiternde Wirkung (Vasodilatation). Poppers riechen stechend und verbreiten einen intensiven, chemischen Geruch, der entfernt an Chlor erinnert. Der Besitz unterliegt in Deutschland nicht dem Betäubungsmittelgesetz, unerlaubter Kauf/Verkauf/Handel verstößt jedoch gegen das Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln. Trotzdem sind Poppers in größeren Städten in den einschlägigen Kinos, Bars, etc. problemlos erhältlich.

Poppers wurden ursprünglich als Medikament gegen Angina Pectoris eingesetzt, wegen der stark berauschenden Wirkung jedoch rasch wieder abgesetzt. Anschließend wurden sie in der Schwulenszene verwendet, um die Analmuskulatur zu entspannen (Muskel-Relaxans), und so den Analverkehr zu vereinfachen. Aufgrund der spontan einsetzenden, kurz andauernden Rauschwirkung werden Poppers jedoch zunehmend auch von Heterosexuellen als Rauschmittel benutzt. Poppers werden außerdem eine aphrodisierende und schmerzhemmende Wirkung zugeschrieben.

Die Dämpfe der leicht flüchtigen Flüssigkeit werden direkt aus ihrem Gefäß inhaliert. Die psychische Wirkung, bestehend aus einer Intensivierung von Empfindungen, setzt nach 5 bis 15 Sekunden ein, und hält, abhängig von der inhalierten Menge, zwischen einer und maximal zehn Minuten an. Sie wird oft als "Flash" oder "Rush" beschrieben. Die Wirkung basiert auf einem vorübergehenden Sauerstoffmangel im Gehirn (Mangeldurchblutung wegen allgemeiner Gefäßerweiterung), bei dem die chemische Substanz tatsächlich nur gefäßerweiternd, jedoch nicht selbst als Halluzinogen wirkt. Es kann zu Hautrötungen (durch die Vasodilatation), Schwindel, und gelegentlich zu nitratinduziertem Kopfschmerz kommen. Weitere Nebenwirkungen können Herzrasen, Übelkeit und Erbrechen sein.

Eine Überdosis kann zu Hypotonie (zu geringer Blutdruck), Schock, Methämoglobinämie, (hämolytischer) Anämie (Blutarmut) und zum Koma führen. Durch ihre ätzende Wirkung können Poppers die Schleimhäute ernsthaft verletzen - speziell bei übermäßiger Inhalation. Der Mischkonsum von Poppers mit Viagra oder anderen Phosphodiesterase-5-Hemmern wie Cialis oder Levitra kann zu einem plötzlichen und lebensgefährlichen Abfall des Blutdrucks führen. Der Mischkonsum von Poppers mit Alkohol führt zu einer Potenzierung der Wirkung.

Eine Überdosis wird im Krankenhaus behandelt. Bei Hypotonie bzw. Schock reicht eine Volumengabe aus (intravenöse Verabreichung von Salzlösung), bei Methämoglobinämie wird das Antidot Toluidinblau oder Methylenblau intravenös verabreicht.

Da das Kaposi-Sarkom, insbesondere die schwere Form, die von der Lunge ausgeht, bei homosexuellen AIDS-Patienten 20 mal häufiger vorkommt als bei nicht homosexuellen AIDS-Patienten, müssen hier gewisse Kofaktoren neben der HIV-Infektion eine Rolle spielen. Poppers, das fast nur in gewissen Teilen der homosexuellen Szene konsumiert wird, steht im dringenden Verdacht, ein solcher Kofaktor zu sein. Wegen der krebserregenden Eigenschaften der Nitrite ist Poppers sogar dazu in der Lage, ein Lungen-Kaposi-Sarkom auch bei HIV-Negativen hervorzurufen.

Weblinks

Referenzen

Eine Reihe von Studien hat bewiesen, dass Poppers immunsuppressiv, mutagen und karzinogen in Tieren und Menschen wirkt. Dieses Ergebnis ist in der medizinischen Forschung etabliert und ist unabhängig von der Kontroverse darüber, ob Poppers ein Kofaktor für AIDS oder Kaposi-Sarkome sein könnte.

"Exposure to inhalant organic nitrites (drugs of abuse commonly known as "poppers") has been reported to enhance tumor growth in mice, but the mechanism is not fully defined. [...] In conclusion, multiple exposures to inhalant nitrite appeared to cause alteration in the expression of a number of genes relating to cancer and angiogenesis, including VEGF. [...] These studies demonstrate that in vivo exposure to inhalant nitrites results in changes in the angiogenesis cascade."
"A series of 14 daily, 45-min exposures of mice to 900-ppm isobutyl nitrite in an inhalation chamber reduced the number of peritoneal exudate macrophages (PEM) by 35% and the number of resident peritoneal macrophages (RPM) by 18%. Although the tumoricidal activity of RPM was not affected by the inhalant, the cytotoxicity of PEM was reduced by 26%. The induction of nitric oxide (NO) and the inducible NO synthase (iNOS) protein in PEM were inhibited by the inhalant to a similar extent. Inhibition of NF-kappaB activation in PEM from mice exposed to the inhalant corresponded to reduced degradation of the NF-kappaB inhibitor, IkappaB alpha. Proteasome-associated, enzymatic activity was compromised in PEM from inhalant-exposed mice, suggesting that inhaled isobutyl nitrite compromised macrophage, tumoricidal activity by inhibiting proteasomal degradation of the NF-kappaB inhibitor, IkappaB alpha."
"A study on mice injected with cancer cells and then exposed to isobutyl nitrite (poppers) revealed that inhalant-treated mice developed tumors more readily and rapidly than control mice. The control mice were also injected with cancer cells, but only breathed air. Related studies found that poppers suppress certain immune functions involved in killing tumor cells. These studies suggest that further research of persons with HIV/AIDS who use poppers is needed to determine if they are at a high risk for developing malignancies."
"To determine if exposure to nitrite inhalants could alter tumor growth, syngeneic PYB6 tumor cells were injected into groups of mice. Exposure of these mice to inhaled isobutyl nitrite increased both the tumor incidence and the tumor growth rate by almost 4-fold. Following only five daily exposures to the inhalant, the induction of specific T cell mediated cytotoxicity was inhibited by 36%. Similar inhalation exposures inhibited the tumoricidal activity of activated macrophages by 86%. The data suggest that exposure to abuser levels of a nitrite inhalant compromised tumor surveillance mechanisms."
"Inhalation exposure to the nitrites produce a nonspecific cytotoxicity, depleting many cells of the immune system. Apparently distinct from this cytotoxicity, inhalation of the nitrites impairs a variety of immune mechanisms, affecting both humoral and cell-mediated immunity. [...] Thus, nitrite inhalants may impair immune resistance to infection and actively promote viral replication and tumor growth."
"In addition, research has found that popper use suppresses natural killer (NK) cell function, which increases vulnerability to infectious agents, produces sustained alterations in the immune system, and may be a Kaposi's sarcoma (KS) cofactor. The combined data implicate that the use of poppers may well pose as a significant risk factor for seroconversion."
"Evidence from studies in mice shows that exposure to isobutyl nitrite suppresses the immune system. This immune suppression allows for bacterial growth in the lungs and livers of infected mice and can inhibit the ability of mediastinal lymph nodes to respond to antigen-specific stimulation. The mechanism for immune suppression may be a reduction in CD4+ and CD8+ T cell populations in the mediastinal lymph nodes following pulmonary infection with Listeria monocytogenes."
"These products have been found to be profoundly immunosuppressive for human lymphocytes in vitro, and their by-products when metabolized into N-nitroso compounds have been known to be highly carcinogenic in many animal species."