Rubrik: Verhaltensstörungen

Hypochondrie

Als Hypochondrie wird eine von Angst dominierte Beziehung zum eigenen Körper und zu dessen Funktionieren bezeichnet. Die Betroffenen (Hypochonder) achten vermehrt auf geringe Veränderungen von Körperfunktionen. Der Hauptgegenstand der Befürchtungen ist meist über längere Zeit konstant, beispielsweise Angst vor Krebs (Karzinophobie), vor AIDS oder eine Angst, überhaupt zu erkranken (Nosophobie), wobei alltägliche körperliche Wahrnehmungen als Krankheitszeichen fehlgedeutet werden.

Man spricht laienhaft von einer eingebildeten Krankheit (Molière, Der eingebildete Kranke), als ob Hypochonder ?nichts? hätten. Tatsächlich erleben Hypochonder Missempfindungen, aber die Bedeutung, die sie ihnen überbesorgt beimessen, erscheint der Umgebung nicht nachvollziehbar und Heilfachkundige können gewöhnlich keine auffälligen Organbefunde feststellen.

Definitionsgemäß sollte man die Hypochondrie von Wahnstörungen oder der übermässigen Beschäftigung mit der eigenen körperlichen Erscheinung (körperdysmorphen Störung) abgrenzen. Bei nachhaltiger Ausprägung ist Hypochondrie eine ernst zu nehmende Störung, die quälend sowohl für die Betroffenen als auch ? manchmal noch mehr ? für ihre Umgebung sein kann.

Die ursprüngliche Wortschöpfung erfolgte durch Galen: Der Begriff hängt mit dem griechischen "chondros" (Knorpel) zusammen. Gemeint sind die Rippenknorpel, unter ("hypo") denen man Leber und Galle findet. Das Wort "Melancholie" enthält die griechischen Begriffe für "schwarz" und "Galle".

Hypochondrie kann im Rahmen verschiedener Erkrankungen oder Störungsbilder auftreten und zählt daher meist nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Symptom oder Syndrom. Inzwischen gibt es keine Hypochondrie als eigenständige Krankheit mehr, jedenfalls nicht offiziell nach der Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder sonstiger tonangebender medizinischer Institutionen. Aber ganz in Frage stellen kann man sie nicht. Dafür ist sie zu häufig (in der Praxis des Allgemeinarztes sollen es zwischen vier und neun Prozent aller Patienten sein). Deshalb spricht man heute nur noch von ?hypochondrisch?, etwa von hypochondrischer Färbung oder Prägung, von hypochondrischer Reaktion oder Entwicklung. Das Phänomen besteht also weiterhin, aber zur selbständigen Krankheitsbezeichnung reicht es nicht (mehr).

Zitate

Literatur

Weblinks