Rubrik: Verhaltensstörungen

Realitätsflucht

Als Realitätsflucht oder Eskapismus wird das Meiden der Welt außerhalb einer kleinen geschaffenen Teilwelt bezeichnet, z. B. in Form von Stubenhockerei, von geistigem Abschirmen gegenüber anderen Meinungen oder durch einen eskapistischen Gebrauch von Medien (vgl. z. B. das japanische Otaku-Phänomen).

Menschen, die in Realitätsflucht leben, sind oft in ihren Erwartungen enttäuscht worden (Diskrepanz zwischen Lebensentwurf und Lebenswirklichkeit) oder sehen ihre Umwelt als eine Realität an, mit der sie sich nicht identifizieren können oder wollen. Im fortgeschrittenen Stadium geraten Betroffene in eine Art Teufelskreis, da sie durch Kontaktmangel zum einseitigen Betrachten der Dinge neigen. Abhilfe bieten spontane, neuartige Tagesabläufe mit dem Ziel, die Welt neutraler und überschaubarer zu betrachten und dadurch der Einseitigkeit der Realitätswahrnehmung entgegenzuwirken. In einem Interview in der Welt am Sonntag vom 12. Dezember 2004 mit dem deutschen Philosophen Peter Sloterdijk gewinnt das Wort Eskapismus eine neue (politische) Dimension. Verglichen werden die "Eskapismuspole" USA und Saudi-Arabien. (Das Interview ist unter dem Titel "Deutsche wollen müssen" erschienen. [1])