Rubrik: Illegale Drogen

PCP

Phencyclidin (1-(1-Phenylcyclohexyl)-piperidin), in der Drogenszene auch als PCP, Angel dust (Engelsstaub), Shantalya oder Peace Pill bekannt, ist ein missbräuchlich als Partydroge genutztes Dissoziativum.

Es wurde von der Firma Parke-Davis in den 1950er Jahren ursprünglich als Arzneistoff der Klasse der Anästhetika entwickelt, dessen Vermarktung wurde jedoch bald darauf auf Grund eines ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses eingestellt. Insbesondere nach Langzeitgebrauch besteht die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit. Im Tierversuch schädigt es das Hirngewebe. Phencyclidin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz.

Wirkprofil

Phencyclidin wirkt als Kanalblocker an NMDA-Rezeptoren. Dies ist ein Merkmal, das es mit anderen Dissoziativa teilt. Hinsichtlich dieser Wirkungsweise ähnelt Phencyclidin am ehesten Ketamin, seine Wirkung ist jedoch stärker psychotisch und weniger analgetisch.

Nebenwirkungen

In Verbindung mit der Anwendung von Phencyclidin konnten insbesondere Benommenheit, Wahrnehmungsstörungen, Sprach- und Koordinationsstörungen, Störungen der Motorik (insbesondere Augenrollen, Gangstörungen), Speichelfluss, Paranoia, Halluzinationen und Aggressivität beobachtet werden. PCP ruft einen Rauschzustand hervor, welcher dem "akuten schizophrenen Schubs" ähnlich sein soll. Häufig treten ebenso Angstzustände in Form alptraumartiger psychotischer Episoden (Bad trips) auf. Eine Schädigung des Nervensystems kann insbesondere bei längerer Anwendung auftreten.

Neurotoxizität

Phencyclidin kann, wie andere NMDA-Blocker auch, Hirnschädigungen verursachen. Phencyclidin ist toxischer, und in seiner Toxizität komplexer als andere Dissoziativa. Die Schädigungen betreffen mehrere Hirnregionen und werden wahrscheinlich über verschiedene Rezeptorsysteme vermittelt.

Langzeitkonsum

Nach häufigem Gebrauch von Phencyclidin wurden oft tagelang anhaltende Paranoia, Verwirrung, Aggressivität und unkontrollierte Halluzinationen - auch ohne Einnahme der Droge - beobachtet. Ob dies durch Phencyclidinablagerung in Fettgewebe und Hirn (Depot-Wirkung) oder durch die Neurotoxizität dieser Substanz erklärt werden kann, ist nicht geklärt.

Wechselwirkungen

Der Mischkonsum von Phencyclidin und Alkohol (oder anderen Downers) kann unerwünschte Effekte verstärken und Halluzinationen, Ohnmacht, Atemdepression oder Atemstillstand bewirken.

Metabolismus

Etwa 80% des Phencyclidins werden im menschlichen Organismus in der 4-Stellung der Ringe hydroxyliert und als Glucuronid im Harn ausgeschieden. Bei der Hydroxylierung entsteht auch N-Cyclohexyl-N-phenyl-5-aminopentansäure. Den hydroxylierten Metaboliten fehlt eine psychotische Wirkung. Von den verbleibenden 20% des Phencyclidin wird ein kleiner Teil oxidativ zu Phenylcyclohexamin gespalten.

Chemie

Phencyclidin in reiner Form ist ein weißes kristallines Pulver. Es ist chemisch verwandt mit dem Anästhetikum Ketamin und dem Opioid Pethidin.

Nachweis

Der Nachweis erfolgt durch eine modifizierte Fassung des Scott-Tests. Mit Marquis-Reagenz reagiert PCP wie alle anderen tertiären Phencyclidine zu einem roten Farbkomplex. Anschließend erfolgt eine Dünnschichtchromatografie zur Zerlegung in die Reinstoffe mit gekoppelter Spektralanalyse, die unter UV-Licht zwei Spitzen bei λ=257 nm und λ=261 nm und zwei Teilschultern bei λ=252 nm und λ=266 nm sichtbar macht.

Synthese

Cyclohexanon und Piperidin werden zum Zwischenprodukt Enamin umgesetzt. Es folgt eine Grignard-Reaktion mit Phenylmagnesiumbromid, die das Endprodukt Phencyclidin liefert. Alternativ können Cyclohexanon und Piperidin mit Kaliumcyanid zum α-Aminonitril umgesetzt werden. Dieses wird zum Phencyclidin grignardiert. Vergleiche: Strecker-Synthese. Die Reaktion ist mechanistisch nicht uninteressant (nucleophile Verdrängung des Cyanidions statt Angriff auf das Cyanidion selbst).

Missbräuchliche Anwendung

Die Wirkung tritt beim Sniefen nach etwa 2-5 Minuten und beim Schlucken nach etwa 20-60 Minuten ein. Der Rausch hält in der Regel etwa 45 Minuten bis zu 2 Stunden an. Phencyclidin wird hauptsächlich in den USA als Freizeitdroge genutzt. Die örtlich begrenzte Nachfrage wird dort durch illegale Produktion erfüllt. Phencyclidin wird als Pulver oder in gelöster Form insbesondere nasal ("Schniefen") oder peroral ("Schlucken") angewendet. Ebenso wird mit Phencyclidin imprägniertes Blattmaterial (Cannabis, Minze etc.) zum Rauchen angeboten. Nach der je nach Applikationsart unterschiedlich schnellen Aufnahme hält der Rausch in der Regel etwa 45 Minuten bis zu 2 Stunden an.

Geschichte

Die Stammsubstanz Phencyclidin wurde 1926 erstmals synthetisiert. Nachdem ihre ruhigstellende Wirkung an Affen erfolgreich erprobt war, wurde Phencyclidin 1956 in Deutschland unter dem Handelsnamen Sernylan® als Tieranästhetikum auf den Markt gebracht. 1963 erfolgte die Zulassung als dissoziatives Anästhetikum unter dem Markennamen Sernyl® zur Anwendung am Menschen, wurde jedoch wegen seinen starken psychischen Nebenwirkungen bereits zwei Jahre später wieder vom Markt genommen.

1967 tauchte es erstmals bei einem Rock-Festival in San Fransisco in der Drogenszene auf und geriet wegen seiner falsch deklarierten Wirkung zunächst wieder in Vergessenheit. Aufgrund des Missbrauchspotentials wurde der Einsatz als Tieranästhetikum zeitgleich verboten. 1977 tauchte die Substanz bei in Deutschland stationierten US-Streitkräften wieder auf und erfuhr von dort eine Verbreitung in Untergrundlaboratorien, die Abwandlungen am Molekülgerüst vornahmen, um die halluzinogene Wirkung zu verstärken. Derzeit sind mehr als 125 Phencyclidin-Derivate bekannt.

Phencyclidin spielte auch bei dem Massaker an der Grover Cleveland Elementary School in San Diego (1979, bekannt durch den sich darauf beziehenden Bob-Geldof-Song "I don't like mondays") eine Rolle. Die Täterin Brenda Ann Spencer soll während ihrer Amok-Tat unter dem Einfluss von Phencyclidin gestanden haben.

Mythen

Phencyclidin hat mehr Gerüchte hervorgebracht als viele andere illegale Substanzen, verbreitet durch Organisationen wie D.A.R.E. Die Legenden besagen, dass PCP völlig realistische Halluzinationen hervorruft, wie zum Beispiel Spinnen auf dem Gesicht des Gebrauchers, und in dem Versuch die Spinnen loszuwerden, tiefe Fleischwunden hervorruft.

Eine weitere, bekannte Erwähnung erfolgt in dem Film Terminator, in dem die aggressiven Attacken des von Arnold Schwarzenegger gespielten Charakters, wie durch eine Glasscheibe schlagen ohne es zu fühlen, von den Polizisten als Wirkung von PCP zugeschrieben wird. Ebenfalls wird es in dem Film Training Day erwähnt, in dem der Polizist Jake, mit PCP versetztes, Marihuana rauchen muss.

Literatur

Musik

Weblinks