Rubrik: Benzodiazepine

Oxazepam

Oxazepam ist ein Benzodiazepin mit mittellanger Wirkdauer. Die Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen entsprechen denen aller Benzodiazepine.

Oxazepam wurde 1965 von Boehringer Ingelheim (Thomae) auf den Markt gebracht. Es kann schon nach kurzer Anwendung zu einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit kommen.

Pharmakologie

Oxazepam ist ein pharmakologisch aktiver Metabolit des Diazepams und bildet selber keine aktiven Metabolite mehr. Der Wirkeintritt erfolgt bei Oxazepam langsamer als bei den meisten anderen Benzodiazepinen, so dass es für akute Situationen etwas schlechter geeignet ist, als z. B. das ähnliche Lorazepam. Die Wirkdauer beträgt 8 bis 12 Stunden. Oxazepam und Lorazepam werden nicht über das Cytochrom P450 System (CYP2C19) abgebaut und verändern daher auch bei einer CYP2C19 Mutation (2?5 % der deutschen Bevölkerung) ihre Wirkdauer nicht. Das ist ein erheblicher Vorteil dieser Substanzen im Vergleich zu anderen Benzodiazepinen. Da der Metabolismus lediglich über eine Glucuronidierung stattfindet, ist selbst bei fortgeschritteneren Leberschäden nicht mit einer wesentlich verlängerten Wirkdauer zu rechnen, was einen weiteren Vorteil darstellt. Dennoch ist bei Leberzirrhose eine Therapie unter Spiegelkontrolle sinnvoll.

Oxazepam wird als Racemat eingesetzt, weil seine Enantiomere in wässriger Lösung nicht stabil sind (s. Isomerie). In der 1980er Jahren wurden solche Racemate als "Hybride" besonders beworben, was "teurer wissenschaftlicher Unsinn auf hohem Niveau" (expensive highly sophisticated scientific nonsense) war.

Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Die Einnahme von Benzodiazepinen während der Schwangerschaft kann zu unerwünschten Wirkungen beim Ungeborenen führen. Oxazepam darf deshalb während der Schwangerschaft nur bei eindeutiger Notwendigkeit eingenommen werden. Es kann beim Neugeborenen zu Hypotonie, Hypothermie, Hypoaktivität und Atemdepression kommen. Entzugssymptome können auch später erscheinen. Bei Tierversuchen gibt es Hinweise auf Verhaltensstörungen der Nachkommen von Muttertieren, denen Benzodiazepine verabreicht wurden.

Isomerie

Oxazepam enthält ein Stereozentrum. Folglich gibt es zwei Enantiomere, das (R)- und das (S)-Isomer, die signifikant unterschiedlich an Proteine binden. Bei Oxazepam ist dies jedoch nicht relevant, weil in wässriger Lösung sehr schnell Racemisierung eintritt, sodass die Anwendung eines reinen Enantiomeren also gar nicht möglich wäre.

Siehe auch